Freier Sonntag feiert Geburtstag
03.03.2021
Am 3. März 321, erhob Kaiser Konstantin den Sonntag zum reichsweiten Feiertag. Der freie Sonntag feiert in diesem Jahr also Geburtstag, den 1700sten. Grund genug daran zu erinnern und an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gleich mit… Hier anschauen …ggggg
Ein fast vergessener Geburtstag…
1700 ist in doppeltem Sinn die Zahl des Jahres.
2021 feiern nicht nur jüdische Gemeinden 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Wobei „feiern“ leider nicht der einzig mögliche Blickwinkel auf dieses Jubiläum sein kann. Viel zu oft übel belastet und voller verzichtbarer Irrwege und Progrome durch die Mehrheitsbevölerung ist dieser lange und selten gemeinsame Weg schon lange vor der Shoa Mitte des 20. Jahrhunderts.
321 ging es eher um ein Kölner Problem aller Zeiten. Der Stadtrat von Köln (damals: Colonia Claudia Ara Agrippinensium) wollte eine marode Rheinbrücke erneuern. Nur hatte die Stadt kein Geld. Isaac, ein jüdischer Mitbewohner wollte aushelfen, musste dafür aber im Stadtrat sitzen. Mit einem Erlass erlaubt Kaiser Konstantin nicht nur ihm, dieses Amt auszuüben: „Durch reichsweit gültiges Gesetz erlauben wir allen Stadträten, dass Juden in den Stadtrat berufen werden.“ Dieser Erlass geht an den Rat in Colonia und belegt zugleich für das Jahr 321 jüdisches Leben in Köln!
Im selben Jahr, am 3. März 321, erhob Kaiser Konstantin den Sonntag zum reichsweiten Feiertag. Damit war das Christentum sichtbar als Staatsreligion im Römischen Reich angekommen. Dieses Weltreich ist längst Geschichte, der Sonntag ist – als besonderer Tag – auch für viele Nicht-Christ:innen geblieben. Der freie Sonntag ordnet die Woche, unterbricht eine sonst unendlich Reihe von Arbeitstagen. Er dient nach Artikel 140 unseres Grundgesetzes als Tag „der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“. Damit lässt er sich als ein von der Verfassung besonders geschützter wöchentlicher Urlaubstag verstehen. Längst aber gilt das nicht mehr für alle im Land. Denn unabhängig von religiöser Überzeugung wird sonntags in vielen Bereichen gearbeitet, um die Grundversorgung zu gewährleisten, im Gesundheitswesen, in Pflegeeinrichtungen, bei der Strom- und Wasserversorgung, im öffentlichen Verkehrswesen. Längst empfinden viele die Arbeit an diesem besonderen Tag als normal. Entweder müssen sie an diesem Tag arbeiten, oder sie wollen selbstverständlich von der Sonntagsarbeit anderer profitieren. Denn über die zurückliegenden Jahrzehnte wurden die Grenzen dessen, was sonntags möglich und geöffnet ist immer weiter verschoben, oft geräuschlos. Dabei verdienen sonntags arbeitende Menschen unsern Respekt und Dank, ob sie mit ihrer Arbeit nun unserer Grundversorgung dienen oder dem Freizeitvergnügen.
Gerade weil wir in diesen Pandemiezeiten so viel von dem vermissen, was uns noch vor einem Jahr so selbstverständlich schien, ist es an der Zeit innezuhalten und zum Beispiel auch über den Sonntag nachzudenken. Nach langen Pandemie-Monaten, mit Zwangspausen aber auch Neuentdeckungen, müssten es in Nach-Corona-Zeiten an Sonntagen ja nicht einfach weitergehen wie vorher…
Anregungen dazu gibt es hier: 1700 Jahre freier Sonntag und hier.